Überraschende Arbeit am Rind

Bis jetzt wartete im Kurs "Working Equitation" bei Trainerin B Anja Erckel immer eine der drei Disziplinen auf die Reiterinnen: Beim Trail werden spannende Hindernisse und Aufgaben in der Reithalle aufgebaut und es wird schnell rasant. Für den ersten Lehrgang im neuen Jahr hatte Anja sich aber eine ganz neue Überraschung überlegt: Diesmal konnten die Teilnehmer des Tageskurses zusätzlich am Vormittag die Disziplin "Rinderarbeit" ausprobieren.

Der Trendsport Working Equitation besteht eigentlich aus drei Teilbereichen: Dressur, Trail (und in den hohen Klassen Speed-Trail) und Rinderarbeit. Bei den Kursen, die Trainerin B Anja Erckel bis jetzt in unserem Verein angeboten hat, ging es vor allem um den Trail: Aus Stangen, Hindernisständern, Pylonen und vielen anderen Hilfsmitteln - unter anderem dem schon wohlbekannten "Frosty", einem Stierkopf aus Holz, zwischen dessen Hörnern ein Ring gestochen werden muss - entstand schon bei früheren Kursen ein abwechslungsreicher und spannender Parcours, der in den Unterrichtsstunden geübt und oft auch schon ziemlich rasant mit vielen Galoppstrecken geritten werden konnte.

 

Für den ersten Lehrgang im neuen Jahr hatten sich diesmal vier Teilnehmerinnen für den Tageskurs angemeldet, zwei weitere Teilnehmerinnen kamen am Nachmittag für eine einzelne Reitstunde dazu. Der erste Hinweis, dass bei diesem Kurs nicht alles ablaufen würde wie gewohnt, war die Bitte von Anja, dass alle vier Reiterinnen morgens zeitgleich ihre Pferde putzen, satteln und in die Halle bringen sollten. Besonders die drei Reiterinnen, die am gleichen Kurs bereits früher schon einmal teilgenommen hatten, staunten beim Betreten der Halle dann nicht schlecht: Außer vier Pylonen war überhaupt nichts aufgebaut.

 

Die große Überraschung folgte dann beim Warmreiten, denn Anja hatte sich überlegt, die Kursinhalte ein wenig auszuweiten - den Trail sollte es erst bei der zweiten Reit-Einheit nach der Mittagspause geben. Vormittags wartete auf die Teilnehmerinnen ein Einblick in die Rinderarbeit - und damit auch gleich die Begründung, wofür es beim Reiten eigentlich Dressur braucht. Ein wenig ungläubig waren die Reiterinnen dann doch - bis Anja sich in die Rolle eines Rindes begab und den Reitern erklärte (und natürlich auch jeden ausprobieren ließ), wie man mit dem Pferd ein Rind vor sich her treibt und es lenkt. Das wurde dann gleich im Anschluss auch noch ausschließlich auf vier Beinen geübt: In Zweiergruppen spielten alle Teilnehmerinnen auf ihren Pferden sowohl das "Rind" als auch den "Cowboy".

 

Die Zeit bis zur Mittagspause ging dabei wie im Flug vorbei - und mit unserem Schulpferd Niva war ein echtes Talent unter den Vierbeinern: Sie hatte ihren Job ganz schnell begriffen und ließ Schulpferd Canella kaum noch aus den Augen. Ein wenig länger brauchte zum Beispiel Schulpferd Riko, um zu begreifen, worum es eigentlich gehen sollte - da war es sein Glück, dass sein Übungspartner, unser Norweger Emil, oft eher gemütlich unterwegs war. Ein echtes Rind wäre da wohl das eine oder andere Mal bereits weg gewesen. Neben dem offensichtlichen Spaß, denn die Teilnehmer (und auch die Pferde) hatten, wurde bei den Übungen schnell klar, worauf es auch bei der Rinderarbeit ankommt: Der Reiter muss die Bewegungen unter sich fühlen (und nicht anschauen), den Blick auf das "Rind" gerichtet halten und mit leichten Hilfen schnelle Reaktionen beim Pferd erzeugen - bis hin zu kurzen und schnellen Wendungen, wenn das Rind plötzlich eine andere Richtung einschlägt.

 

Ganz erstaunlich war der Effekt, den die Übungen auch auf die Reiter hatten: Obwohl sie auf etwas völlig anderes konzentriert waren, klappte die Hilfengebung viel besser - alles, womit sie in "normalen" Reitstunden vielleicht kleinere oder größere Schwierigkeiten haben oder wo die Reaktion der Pferde sonst ein wenig länger dauert, war plötzlich gar kein Problem mehr. Und auch die Pferde ließen sich von den Aufgaben, die ihnen gestellt wurden, motivieren: Sie arbeiteten selbstständig mit, sobald sie ihre Aufgabe begriffen hatten, und waren deutlich flotter unterwegs als sonst. Am Ende der spannenden Reitstunde waren dann aber sowohl Zwei- als auch Vierbeiner ordentlich müde - denn die viele Konzentration schlaucht auch die Pferde.

 

Frisch gestärkt ging es nach der Mittagspause dann mit dem Trail weiter - und (mit Ausnahme von Emil) mit anderen Schulpferden. Während die meisten Vierbeiner also frisch ins Trainingsprogramm starteten, mussten die Reiterinnen erst mal zusehen, dass sie die letzten Reste Konzentration zusammenkratzten, um sich den von Anja aufgebauten Parcours merken zu können. Dort warteten ein Slalom, eine nachgestellte Brücke, ein Stangen-L, drei Tonnen, natürlich Stier Frosty mit dem Ring zwischen den Hörnern und zum ersten Mal auch ein kleiner Sprung auf Zwei- und Vierbeiner. Ergänzt wurde die Aufgabe noch durch eine große Fahne, die zum Schluss der Aufgabe einmal rund um die Halle getragen werden sollte - natürlich zu Pferd und bestenfalls im Galopp. Geritten wurde am Nachmittag in Zweiergruppen, so dass die Teilnehmerinnen sich abwechseln konnten, die Pausen aber auch nicht zu lang wurden.

 

 

Auch diesmal waren die Zwei- und Vierbeiner sehr motiviert dabei - und auch den Schulpferden am Nachmittag merkte man die Freude über die abwechslungsreichen Aufgaben an. Dies wiederum steckte die Reiterinnen noch einmal an: viele trauten sich mehr zu als sie es in einer "normalen" Reitstunde vielleicht getan hätten. Nicht wenige Übungen wurden im Galopp ausprobiert - selbst der kleine Sprung, der für die eine oder andere Reiterin gedanklich ein unüberwindbares Hindernis darstellte, wurde am Ende fast im "Vorbeigaloppieren" genommen. Wir bedanken uns bei Bianca, Caro, Melanie und Verena im Tageskurs sowie Hanna in einer einzelnen Reitstunde (Kerstin fiel leider krankheitsbedingt ganz kurzfristig aus) für die motivierte Mitarbeit und die gute Laune. Wir hoffen, dass ihr einen schönen und lehrreichen Sonntag bei uns auf dem Wiesenhof hattet und auch beim nächsten Mal wieder dabei seid!

 

Auch diesmal sind wir wieder ganz besonders stolz auf unsere tollen Schulpferde - sie haben, genauso wie die Reiter, einen tollen Job gemacht. Danke an Canella, Emil (doppelt im Einsatz), Jenny, Niva, Oliver, Riko, Smilla und Vin! Ein ganz besonderes Dankeschön geht auch bei diesem Kurs wieder an Anja für den lehrreichen, abwechslungsreichen und diesmal auch ganz besonders überraschenden Unterricht mit vielen hilfreichen Tipps und Anregungen! 

 

Trainerin B Anja Erckel wird uns in diesem Jahr noch für einige weitere spannende Lehrgänge zu ganz unterschiedlichen Themen besuchen - genauso wie manch anderer Trainer, auch wenn das Lehrgangsprogramm im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich abgespeckt hat. Die genauen Themen, Termine und Trainer für das zweite Halbjahr 2023 sind momentan in der Planung. Infos zu den Kursterminen im ersten Halbjahr 2023 findet ihr in unserem Kursprogramm.

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