Gesundheit und Gewicht des Reiters

Immer wieder gibt es Studien, wie viel ein Reiter wiegen sollte bzw. welches Gewicht er nicht überschreiten sollte, um dem Pferd beim Reiten nicht zu schaden. Pauschal lässt sich das allerdings nur schwer sagen, denn es hängt von vielen weiteren Faktoren ab: Wie ist das Pferd gebaut, wie gut ist es trainiert, welches Reitergewicht ist es gewohnt, wie lange sitzt der Reiter im Sattel und was verlangt er dabei vom Pferd - vom Gesundheitszustand und Alter des Tieres mal ganz abgesehen. Wichtig ist aber nicht nur das Pferd, sondern auch der Reiter: Hat man Vorkenntnisse und sitzt geschmeidig im Sattel? Oder ist man die Bewegungen des Pferderückens noch nicht gewohnt oder einfach nach einer langen Pause ungeübt? Ist man grundsätzlich sportlich und beweglich?

 

Viele Faktoren also, die beeinflussen können, ob man sich auf den Pferderücken setzen sollte.

 

Ein interessanter Fakt dabei ist auch, dass Pferde eigentlich überhaupt nicht dazu gemacht sind, das Gewicht eines Reiters zu tragen - natürlich wurde ihnen das nun über viele Jahrhunderte antrainiert und sie wurden speziell dafür gezüchtet, dennoch ist der Pferderücken dafür nicht vorgesehen. Deshalb müssen wir uns bemühen, sie so gut wie möglich zu unterstützen. Dazu gehört zum Beispiel ein gut passender Sattel. Und der muss nicht nur zum Pferd, sondern eigentlich auch zum Reiter passen. Das wiederum ist in einer Reitschule, in der verschiedene Reiter auf dem gleichen Pferd sitzen, schon wieder schwierig. Auch das passende Training und, wenn nötig, Pausen und entsprechende Behandlungen gehören natürlich dazu, um das Pferd gesund zu erhalten.

 

Aber auch der Reiter kann etwas tun: Reiten erfordert Beweglichkeit, Körperspannung und eine gute Bauch- und Rückenmuskulatur. Daran kann jeder, der reiten möchte, arbeiten (übrigens auch dann, wenn man zu den Leichtgewichten gehört!) - und sei es nur aus Fairness gegenüber dem Pferd. Gute Ausgleichssportarten zum Reiten sind etwa Laufen (für die Kondition und eventuell um abzunehmen) und Yoga (für die Körperspannung und Muskulatur). Wer den ganzen Tag im Büro sitzt und außer einer wöchentlichen Reitstunde keinen Sport macht, wird längst kein so guter Reiter werden wie jemand, der sich auch darüber hinaus noch Zeit nimmt, fit und beweglich zu bleiben.

 

Auch das Aufwärmen, bevor man in den Sattel steigt, sollte eine Selbstverständlichkeit sein - und zwar nicht nur fürs Pferd. Der Reiter sollte seine Muskulatur aufgewärmt haben und locker sein. Nur dann kann er sich von Beginn an geschmeidig in die Bewegungen des Pferdes einfühlen und im Sattel sitzen, ohne das Pferd zu stören oder zu blockieren. Außerdem sorgt das dafür, dass auch der Reiter gesund bleibt: Die Gefahr von Verletzungen sinkt und vermutlich wird auch der Muskelkater nicht ganz so schlimm.

 

Es gilt: Ein schwerer guter Reiter, der in der Balance sitzt, ist angenehmer für das Pferd als ein Leichtgewicht, das dem Pferd in den Rücken fällt. Dennoch: Nicht jedes Pferd kann jedes Reitergewicht tragen. Ein im Verhältnis zu schwerer Reiter behindert das Pferd ganz ähnlich wie uns ein viel zu schwerer Rucksack. Langfristig kann ein ungünstiges Gewichtsverhältnis gravierende gesundheitliche Folgen haben, darunter eine krankhafte Veränderungen der Wirbelkörper. Und denkt daran, dass das Pferd neben dem Reiter auch noch sein Zubehör "tragen" muss.

 

Dennoch: Besonders als Einsteiger oder nach einer sehr langen Pause solltet ihr einen Blick auf die Waage werfen, wenn ihr euch für Reitstunden anmelden möchtet - und aus Fairness gegenüber dem Pferd uns gegenüber ehrlich sein. Es schadet nichts, bei der Anfrage an uns sein Gewicht und eventuelle andere Sportarten mit anzugeben, damit wir besprechen können, ob das mit unseren Schulpferden zusammenpasst. Schade wäre es doch, wenn es beim ersten vereinbarten Termin dann zu einer unangenehmen Überraschung kommt. 

 

Wer noch nicht fit genug ist, um selbst in den Sattel zu steigen, kann sich übrigens erst mal zum Beispiel mit Bodenarbeit beschäftigen und so schon einmal den Umgang mit dem Pferd lernen und üben - und parallel natürlich gern auch mit anderen Sportarten daran arbeiten, fitter zu werden und sich den Traum vom Reiten zu ermöglichen. Bei wem noch weitere gesundheitliche Gründe gegen das Reiten sprechen, für den könnte auch das therapeutische Reiten eine Möglichkeit sein, mit Pferden in Kontakt zu kommen.