Ganz kurz sah es so aus, als müsse die "Sitzschule nach der Franklin-Methode" mit Anette Jung ganz kurzfristig ausfallen: Am Samstagnachmittag hatte sich die Kursleiterin in einem anderen Stall bei einem Unfall verletzt. Am Sonntagmorgen stand sie trotzdem in unserer Reithalle: Selbst ausnahmsweise eher unbeweglich, vermittelte sie mit Bällen, Schwämmen und Bändern neun Reitschülern mehr Beweglichkeit und einen besseren Sitz.
Die erschwerten Bedingungen betrafen aber nicht nur Kursleiterin Anette Jung, die sichtlich in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt war, sondern auch den einen oder anderen Teilnehmern: Neben einigen neuen Gesichtern waren nämlich viele bekannte Gesichter beim Kurs dabei - und für die hatte Anette Schulpferde ausgesucht, die in einigen Fällen absolut nicht den ursprünglich gewünschten Pferden entsprachen und die dafür sorgen sollten, die Teilnehmer aus ihrer Komfortzone zu holen und sie vor eine Herausforderung zu stellen. Denn wie Anette im Laufe des Kurstages immer wieder betonte: "Lernen findet außerhalb der Komfortzone statt".
Wer etwas lernen will, muss also die Komfortzone verlassen - und das bedeutet, sich auch mal auf ein Pferd zu setzen, mit dem man nicht so gut klarkommt, das man nicht so gut kennt oder das eben einfach nicht das eigene Lieblingspferd ist, von dem man genau weiß, wie man am besten mit ihm umgeht. Da ist eine Lehrgangsteilnahme mit unseren Schulpferden natürlich ein Vorteil: Es gibt viele verschiedene Pferde, die unterschiedliche Bewegungsabläufe und verschiedene Charaktere haben - also ganz viele verschiedene Möglichkeiten, Neues zu lernen. Denn auch wenn man mit einem Pferd gut zurechtkommt, heißt das ja noch lange nicht, dass man grundsätzlich gut reitet.
So mussten Teilnehmer, die sonst eher auf einem bequem zu sitzenden Pferd unterwegs sind, auf einen schwungvolleren Pferderücken "umsteigen", und wer sich sonst eher triebigere Pferde aussucht und lieber ein wenig langsamer unterwegs ist, wurde auf ein eher flottes Pferd gesetzt. Nach anfänglicher Skepsis sorgte das vor allem für eins: Für begeisterte Teilnehmer, die aus ihrer jeweiligen Einzelstunde wirklich viel mitnehmen konnten. Dabei gab es nicht nur jede Menge HIlfsmittel auszuprobieren, denn Anette hatte einen ganzen Korb voller Schwämme, Bälle und Elastikbänder dabei, die für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden können (und auch eingesetzt wurden): Auch der Balimo-Hocker kam zum Einsatz, vor allem aber gab es im Einzelunterricht jede Menge Tipps für besseres Reiten.
Davon profitierten auch die Teilnehmer, die schon häufiger an den Einzelstunden von Anette teilgenommen hatten, die schon lange reiten (und schon sehr gut sitzen) und die eigentlich gar nicht mehr viele Hilfsmittel nötig hatten, um die Hände ruhig zu halten, die Beine an der richtigen Stelle des Pferdebauchs anzulegen oder aufrecht im Sattel zu sitzen. Manche Teilnehmer, die schon früher am Kurs teilgenommen hatten, hatten für den Einsatz von Schwämmen und Bällen besondere Wünsche mitgebracht, andere schilderten die Sitzprobleme, auf die sie selbst in ihren letzten Reitstunden aufmerksam geworden waren. Wie schon in den vergangenen Kursen schaute sich Anette dennoch jede Pferd-Reiter-Kombination erst einmal einige Minuten beim Aufwärmen in verschiedenen Gangarten an, um dann zu entscheiden, wie sie die Einzelstunde aufbauen würde.
Dabei analysierte sie nicht nur den Sitz des Reiters, sondern auch die Bewegungen des Pferdes - und ging im darauf folgenden Unterricht dann zwar vor allem, aber nicht nur auf den Zweibeiner ein. Wieder einmal zeigte sich allerdings schnell, wie sehr ein guter Sitz die Bewegungen des Pferdes verbesserte - und wie die besseren Bewegungen den Reiter deutlich leichter sitzen ließen. Das ist ein klassisches Problem, vor dem gerade viele Reitanfänger stehen: Sie können ihren Sitz auf dem schaukelnden Pferderücken noch nicht gut koordinieren, was zu einer für das Pferd ungewohnten Gewichtsverteilung und falschen Reiterhilfen führt - das Pferd wiederum versteht dann nicht richtig, was der Reiter möchte, und hat Schwierigkeiten, sich auszubalancieren, locker zu laufen und den Reiter wirklich sitzen zu lassen. So haben gerade Einsteiger, die den richtigen Sitz noch lernen müssen, oft "erschwerte Bedingungen" auf dem Pferderücken.
Der richtige Sitz und die regelmäßige Sitzschulung ist also ganz entscheidend beim Reitenlernen - nicht nur für Einsteiger, sondern - wie auch im Kurs mit Anette diesmal wieder deutlich wurde - auch für fortgeschrittene Reiter. Dass nicht alles, was Anette den Teilnehmern in den Einzelstunden mit auf den Weg gab, in der nächsten Zeit dauerhaft fehlerfrei umgesetzt werden kann, ist klar - dennoch ist es erstaunlich, welche Fortschritte im Verlauf einer einzigen Einzelstunden gemacht werden können: Alle Teilnehmer saßen am Ende der Stunde deutlich besser auf dem Pferd als noch zu Beginn. Das neue Sitzgefühl ist es, was den Erfolg des Kurses ausmacht: Wer schon einmal dabei war, reißt sich oft um einen der Kursplätze, sobald die Sitzschulungen ausgeschrieben werden.
Deswegen freut es uns ganz besonders, dass wir auch in diesem Jahr noch einmal die ebenfalls sehr lehrreichen Halbtageskurse mit Anette anbieten können: Am 3. Juli besucht sie uns erneut. Die Sitzschulung als Halbtageskurs hatte sie im vergangenen Jahr erstmals bei uns angeboten - und auch davon waren die Teilnehmer so begeistert, dass wir in diesem Jahr nicht darauf verzichten wollen. Los geht's mit Übungen am Boden, besonders für eine bessere Hand- und Zügelhaltung, bevor in Kleingruppen in den Sattel gestiegen und auch hier noch einmal mit den Hilfsmitteln nach der Franklin-Methode der Sitz verbessert wird. Für den Halbtageskurs könnt ihr euch wahrscheinlich ab etwa Ende April anmelden.
Für den Kurs im März bedanken wir uns bei Alicia, Alina, Aline, Bianca, Josephine, Kerstin, Melanie, Melanie und Verena fürs Mitmachen und euer Interesse! Wir hoffen, ihr konntet viel aus dem Kurs mitnehmen! Wir freuen uns sehr darüber, dass viele von euch immer wieder für die Teilnahme an unseren Lehrgängen begeistern - aber natürlich ist es auch immer wieder schön, wenn neue Gesichter hinzukommen und unser Kursprogramm ausprobieren. Vielleicht habt ihr ja jetzt auch einmal Interesse, an einem Kurs bei Anette oder einem anderen unserer externen Trainer teilzunehmen - die aktuell zur Anmeldung ausgeschriebenen Kurstermine (die wir hoffentlich bald um neue Ausschreibungen ergänzen können, wir hängen momentan ein wenig hinterher) und ein PDF mit dem aktuellen Zwischenstand der Jahresterminplanung findet ihr in unserem Kursprogramm.
Danke auch an unsere großartigen Schulpferde, die toll mitgemacht haben - diesmal waren Anoki, Riko und Rueda jeweils doppelt sowie Efenia, Emil und Smilla im Einsatz. Ein ganz besonderes Dankeschön geht auch diesmal wieder an Anette für den lehr- und erkenntnisreichen Tag - wir freuen uns sehr, dass ihr der Kurs bei uns wieder so viel Spaß gemacht hat, dass sie darüber nachdenkt, uns über den Halbtageskurs hinaus in diesem Jahr noch einen weiteren Termin in ihrem eng geplanten Kalender freizuräumen. Wenn wir noch einen gemeinsamen Termin finden, um eine weitere "Sitzschule nach der Franklin-Methode" anbieten zu können, informieren wir euch natürlich auch hier über unsere Internetseite.