Tag 4: Der 34-Stunden-Tag

Kennt ihr nicht? Gut, wir auch nicht. Auch unser Tag hat nur 24 Stunden, obwohl die selten ausreichen, um nach Feierabend im Ehrenamt "noch schnell" alles für den Verein zu erledigen, was so an Aufgaben anfällt. Der 34-Stunden-Tag ist momentan allerdings nötig, um alle unsere Vereinspferde zu versorgen.

 

Nachdem Reitunterricht, selbst in Kleingruppen, momentan nicht erlaubt ist, Voltigier- und Therapie-Angebote ausfallen müssen, müssen wir uns überlegen, wie wir die Vereinspferde bewegen. Wer selbst reitet, weiß es: Um ein Pferd eine Stunde lang zu bewegen, benötigt man mindestens zwei Stunden im Stall. Es muss auf Verletzungen kontrolliert und geputzt werden, gesattelt und getrenst (oder mit einem Longiergurt ausgestattet oder mit anderem Zubehör, je nachdem, wie man es bewegen möchte), vor der Bewegung auf- und nach der Bewegung abgewärmt werden, das Zubehör muss gereinigt und aufgeräumt werden.

 

Wenn wir also mit zwei Stunden pro Pferd rechnen, kommen wir, da unser Verein 17 Pferde besitzt, auf 34 Stunden Aufwand. Jeden Tag. Und schon allein aus Sicht des Tierschutzrechts muss die nötige Bewegung der Pferde gewährleistet werden.

 

Noch ist nicht geklärt, wie viele Personen sich zeitgleich auf unserem Vereinsgelände aufhalten dürfen. Nehmen wir also die strengste Regelung an, die Individualsport maximal zu zweit erlaubt. Dann könnten wir die 34 nötigen Stunden immerhin auf jeweils zwei Personen zeitgleich aufteilen - macht dann nur noch schlappe 17 Stunden jeden Tag, die für die Versorgung der Pferde nötig sind.

 

Allerdings machen wir die Vereinsarbeit nebenbei und ehrenamtlich - wir haben Jobs und Familie. Natürlich könnten wir einfach nicht mehr schlafen, aber nachts um zwei ist sicherlich auch für die Pferde nicht die beste Zeit für die tägliche Bewegung. Für einen Monat nicht mehr arbeiten zu gehen, kommt vermutlich bei unseren jeweiligen Arbeitgebern auch nicht so wirklich gut an.

 

Sieht man es realistisch, bleibt uns täglich ein Zeitfenster von maximal sechs Stunden, in denen wir die Bewegung von 17 Pferden organisieren können. Das bedeutet, es müssten jeweils sechs Pferde gleichzeitig bewegt werden, damit wir uns um alle kümmern können. Es müssen also sechs Personen zeitgleich auf dem Vereinsgelände möglich sein - die sich natürlich auf die beiden Reithallen verteilen können. Im Frühjahr war pro 200 Quadratmeter ein Reiter erlaubt. Unsere große Reithalle hat 800 Quadratmeter ( = Platz für vier Personen), die kleine Reithalle 600 Quadratmeter ( = Platz für drei Personen). Sieben Personen wären also selbst unter Einhaltung der strengen Regeln vom Frühjahr machbar. Nur: Jetzt gibt es noch keine Regel.

 

Was passiert, wenn tatsächlich nicht mehr als zwei Personen zeitgleich erlaubt werden? Wie sollen wir uns dann um unsere Pferde kümmern? Müssen wir wählen zwischen Bußgeldern (weil zu viele Personen vor Ort waren) und der vollständigen Schließung des Vereins durch den Tierschutz (weil die Pferde nicht ausreichend bewegt und versorgt werden können)?

 

Und: Falls tatsächlich vier Personen in die größere unserer beiden Reithallen dürfen - wieso dürfen das dann nicht ein Reitlehrer und drei Reitschüler sein, die bei der Bewegung der Pferde unterstützen, dies aber auch aus Sicherheitsgründen (und wegen der Vorgaben der Versicherung!) nicht ohne Aufsicht können und dürfen? Da hätten doch alle was davon: Die Reitschüler dürften zumindest ab und zu "ihre" Pferde sehen, der Verein könnte - wenn auch mit starken Einschränkungen - zumindest ein paar Reitstunden abrechnen und alle Pferde könnten regelmäßig bewegt werden.

 

Ansonsten bleibt uns wohl nur ein Antrag beim Land Hessen, für den November einen 34-Stunden-Tag zu erlassen...

 

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