Nachgewiesene Sachkunde

Am Ende einer 90-minütigen schriftlichen Prüfung konnten unsere Vereinsvorsitzenden Katrin Förster und Daniela Herrmann vor wenigen Tagen ihre Urkunden zum Sachkundenachweis Pferdehaltung in Empfang nehmen. Vor der Prüfung standen ein sehr umfangreicher Lehrgang rund ums Pferd und etwa drei Wochen Zeit, um einen großen Stapel und etwa zehn Stunden Video-Material durchzuarbeiten.

Für alle, die Pferde halten, ist es wichtig, sich auch wirklich gut damit auszukennen: Mit möglichen Krankheiten, der richtigen Fütterung und der richtigen Haltung und allen Rahmenbedingungen, die dabei zu beachten sind - zum Beispiel rechtliche Vorgaben und Versicherungsfragen. Wer sich jahrelang ehrenamtlich in einem Pferdesportverein engagiert, eignet sich über die Jahre vieles davon an, während er sich mit anderen Themen weniger beschäftigt. Manchmal auch einfach, weil das Thema für den jeweiligen Verein nicht relevant ist - wie bei uns mitten im Rhein-Main-Gebiet mit sehr begrenztem Platz das Weidemanagement inklusive der eigenen Herstellung von Heu.

 

Obwohl wir den Verein ehrenamtlich betreiben, gilt dies als „gewerbliche Pferdehaltung“ – und dafür ist es gesetzlich vorgeschrieben, die nötige Sachkunde auch in Form einer Prüfung nachzuweisen. Das kann eine entsprechende Berufsausbildung sein, wenn man auch tatsächlich in diesem Bereich arbeitet - oder alternativ der Sachkundenachweis Pferdehaltung, ein normalerweise mehrtägiger Lehrgang mit anschließender Abschlussprüfung. Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat den Sachkundenachweis Pferdehaltung in ihre Ausbildungs-Prüfungs-Ordnung (APO) aufgenommen.

 

Für einen entsprechenden Lehrgang an der Eulenmühle im rheinhessischen Ingelheim hatten sich unsere Vereinsvorsitzenden Katrin Förster und Daniela Herrmann schon im Juni 2020 angemeldet - die Lehrgänge werden bundesweit nur selten angeboten und sind sehr gefragt. Der erneute, seit November geltende Lockdown warf die Kursplanung dann aber noch einmal durcheinander: Eigentlich sollte der Lehrgang an zwei Wochenenden, jeweils freitags bis sonntags, vor Ort in Ingelheim stattfinden - mit einer Pause von drei Wochen, um das Gelernte zu verarbeiten, zu wiederholen und sich schon einmal auf die Abschlussprüfung vorzubereiten.

 

Die Organisatorin Wiltrud Heine plante um: Am eigentlich ersten Kurs-Wochenende stellte sie sämtliche Inhalte digital zur Verfügung - Skripte, Präsentationen, Broschüren und Buch-Empfehlungen auf über 1.000 Seiten und etwa zehn Stunden Videomaterial mit Erläuterungen und Informationen. Drei Wochen hatten die Kursteilnehmer dann Zeit, sich auf die Abschlussprüfung vorzubereiten - die am eigentlich zweiten Kurs-Wochenende coronakonform in Kleingruppen, mit Abstand und Masken vor Ort an der Eulenmühle stattfand.

 

Schon bei der Suche nach einem entsprechenden Kurs waren Katrin und Daniela über Erfahrungsberichte früherer Kursteilnehmer gestolpert, die sich über die Menge an Informationen und Themen erstaunt zeigten und die klar machten, dass es selbst mit umfangreichem Pferdewissen nicht ganz leicht werden würde, die Prüfung zu bestehen. Damit ihr eine Vorstellung bekommt, welche Themen innerhalb von drei Wochen neben Job, Familie und natürlich den regulären Vereinsaufgaben durchgearbeitet werden mussten, haben wir euch einen Themen-Überblick mitgebracht:

 

Pferdeverhalten und Umgang mit Pferden einschließlich Bewegung

Entwicklungsgeschichte

Pferdeverhalten

verhaltensgerechter Umgang mit Pferden

Bewegung von Pferden (Weide, Longieren, Führanlagen, Auslauf, etc.)

Verladen und Transport von Pferden

 

Fütterung und Fütterungstechnik

Grundlagen der Versorgung mit Wasser, Nähr- und Ballaststoffen

Futtermittel (inkl. Qualitätsbeurteilung und Rationsgestaltung)

Fütterungstechnik und Futterlagerung

Mistlagerung und Entsorgung

 

Ställe, Nebenräume und Bewegungsflächen

Auftstallungsarten

Ställe, Nebenräume und Bewegungsflächen

Stallklima

Stalleinrichtung, Nebenräume

Auslauf und Weide, inkl. Weidehygiene

Einzäunung

 

Pferdegesundheit und Hygiene

Anatomische und physiologische Grundlagen der Verdauung

Anatomie und Physiologie

Erkrankungen (Vorbeugung, Erkennung und erste Hilfe)

Pferdepflege, Hufpflege, Ausrüstung, Sicherheit im Umgang mit Pferden

 

Rechtliche Grundlagen, Tierschutz

Tierschutzgesetz,

Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen und Pferdesport unter Tierschutzgesichtspunkten

aktuelle Gerichtsurteile zur Pferdehaltung

 

Betriebsführung, Organisation

Grundlagen der Betriebsführung und Umgang mit Kunden

Auftreten nach außen

Organisation

Rechts- und Versicherungsfragen

 

Das Wissen zu all diesen Themen wurde in einer 90-minütigen schriftlichen Abschlussprüfung kontrolliert. Katrin und Dani waren der vierten Kleingruppe des Prüfungstages zugeordnet - und bekamen gut eine Stunde nach Abgabe ihrer Prüfungsunterlagen von Kursleiterin Wiltrud Heine das erleichternde Ergebnis, dass es sich bei dieser Gruppe um die erste handele, in der alle Teilnehmer die Prüfung bestanden hätten. 60 Prozent der zu erreichenden Punkte wären für ein Bestehen nötig gewesen - mit Ergebnissen zwischen 80 und 85 Prozent lagen unsere beiden Vorsitzenden unter allen Teilnehmern ganz weit oben.

 

Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Prüfung!

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