Auch für regelmäßige Turnier-Reiter sind Reitturniere aufgrund der aktuellen Corona-Einschränkungen nicht möglich. Für unsere Reitschüler ist das auch ohne Pandemie nicht so einfach: Unsere Schulpferde sind auch am Wochenende im Unterricht im Einsatz, die ehrenamtlichen Übungsleiter haben wenig freie Zeit und der Aufwand für einen Turnierstart ist hoch. Nur selten sind Turnier-Besuche möglich - dafür geübt werden kann aber auch "daheim".
Ein Turnierstart bedeutet immer große Aufregung: Wochenlanges Üben, oft sehr frühes Aufstehen, gründliches Putzen des Pferdes und Wienern von Sattel und Trense, bis alles glänzt. Und dann das Verladen des Pferdes, die Fahrt in eine fremde Halle oder auf einen fremden Reitplatz, Aufwärmen im Gewimmel zwischen vielen anderen aufgeregten Pferden und Reitern und schließlich die eigentliche Prüfung. Unser Hofturnier - für viele unserer Reitschüler bis jetzt die einzige Möglichkeit, sich in einer Turnierprüfung zu beweisen - vermindert den Aufwand schon mal ein wenig: Wir sparen uns das Verladen der Pferde, geritten wird in der eigenen Halle. Coronabedingt musste das Turnier im Jahr 2020 aber, wie so viele andere Reitturniere, leider ausfallen.
Das war auch für viele Reitschüler, die gern ihr Können gezeigt hätten, sehr schade. Und auch wenn im Herbst 2021 hoffentlich wieder ein Hofturnier stattfinden kann, haben wir uns etwas Neues überlegt: Gleich an mehreren Terminen im Jahr können unsere Reitschüler das Turnierreiten jetzt üben - in der eigenen Halle, ohne Turnierkleidung und ohne Richter, aber doch ganz anders als eine normale Reitstunde. Und so digital, wie Reitenlernen eben sein kann - schließlich sollen Vereine sich bemühen, zu Corona-Zeiten ihre Angebote zu digitalisieren. Der Ritt wird nämlich gefilmt und den Reitern im Anschluss als Video zur Verfügung gestellt. Das kann dann natürlich auch gern mit dem eigenen Reitlehrer durchgesprochen werden, zusätzlich gibt's aber auch Tipps und eine Einschätzung von erfahrenen Reitern und Trainern.
Dass das trotzdem sehr aufregend für Zwei- und Vierbeiner ist, zeigten die acht Teilnehmer bei unserem ersten Termin Ende Januar - der bis auf den letzten der vorerst sehr begrenzten Plätze ausgebucht war. Um Platz für die Kamera zu schaffen, war ein kleiner Teil der Halle mit Springständern und Stangen abgeteilt, dort stand außerdem ein Stativ. Für die Reiter ging es nur einzeln und nacheinander in die Halle, um ihre Aufgaben zu reiten - und die Übungsleiter waren zwar als Aufsicht da, im Gegensatz zu einer Reitstunde gab es allerdings während des Ritts keinerlei Tipps oder Hilfestellungen, so dass die Reiter eventuelle Schwierigkeiten oder Missverständnisse mit dem Pferd ganz eigenständig lösen mussten. Und dass die Reitschüler ein wenig nervös waren, merkten natürlich auch die Pferde - und fanden die "neue Hallen-Einrichtung" gleich noch etwas gruseliger.
Damit war das "Reiten von Turnier-Aufgaben" für die Reiter nicht nur eine Möglichkeit, eine Einschätzung ihres Ritts zu bekommen - unabhängig von ihrem eigentlichen Reitlehrer von jemandem, der sie sonst nie auf dem Pferd sieht - sondern gleich auch noch ein Gelassenheitstraining und damit wirklich eine gute Vorbereitung auf eventuelle spätere "echte" Turnier-Starts. Denn bei denen wird, wenn man in eine fremde Halle oder auf einen fremden Reitplatz muss, für Reiter und Pferd alles noch mal viel aufregender. Wenn dann die "Grundlagen" schon mal sitzen und in unserem neuen Angebot - vielleicht auch mehrfach - geübt wurden, klappt das richtige Turnierreiten hoffentlich schon etwas entspannter.
Wer sich für das neue Angebot angemeldet hatte, erhielt mit drei Wochen Vorlauf eine Aufgabe angelehnt an die jeweilige Leistungsklasse - in diesem Fall hatte sich eine Reiterin für eine Dressur auf E-Niveau angemeldet, die übrigen sieben hatten sich für einen Reiterwettbewerb mit Galopp entschieden. Nun hieß es: Lernen und Üben - denn wer wollte, konnte sich die Aufgabe zwar auch vorlesen lassen, allerdings sollte man natürlich trotzdem wissen, was wann zu reiten ist, um sich darauf einstellen und das Pferd gut vorbereiten zu können. Und außerdem macht es, gerade mit steigendem Schwierigkeitsgrad, natürlich einen besseren Eindruck, wenn man die Aufgabe auswendig reiten kann - was dann auch alle Teilnehmer taten.
Geübt werden kann dann in den regulären Reitstunden oder - jetzt gerade aufgrund der Corona-Einschränkungen - bei der Bewegung der Vereinspferde, bei der unsere fortgeschritteneren Reiter unterstützen. Dabei sollte die Chance genutzt werden, die Aufgaben mit unterschiedlichen Pferden zu üben. Bei Anmeldung können zwar Wunschpferde angegeben werden und die Teilnehmer erfahren auch ein bis zwei Wochen vor dem Film-Termin, auf welchem Pferd sie wahrscheinlich sitzen werden - aber es kann ja immer mal passieren, dass ein Pferd zum Beispiel krankheitsbedingt ausfällt. Während das für Pferdebesitzer und Reitbeteiligungen meist heißt, dass der Turnierstart ins Wasser fällt, kann bei uns trotzdem geritten werden: 15 Vereinspferde stehen zur Verfügung, so dass auch kurzfristig ein anderes Pferd eingesetzt werden kann.
Zu einem festen Termin und immer an einem Sonntagnachmittag wird dann gefilmt. Jeder Reiter hat nach dem Aufwärmen die Möglichkeit, dem Pferd den ungewohnten Aufbau in der Halle erst einmal in Ruhe zu zeigen. Wer möchte, kann auch seine Aufgabe schon einmal reiten, ohne dass dabei eine Kamera läuft. Wie bei einem echten Turnier gibt's dann beim Filmen aber nur eine Chance: Nach einigen Minuten wird die Kamera gestartet und die Aufgabe geritten. Diesmal hielten sogar zwei bis drei Kameras die Ritte fest: Um das bestmögliche Video zu bekommen, wurden verschiedene technische Möglichkeiten getestet.
Nicht nur die Kameras waren beim ersten Mal im Test, sondern auch die Abläufe - das wurde im Anschluss an die Ritte im Orga-Team nachbesprochen und soll beim nächsten Termin optimiert werden. Bis es eine Einschätzung des Ritts von erfahrenen Reitern und Trainern gibt, dauert es - anders als beim richtigen Turnier - einige Tage. Und auch, wenn es schön wäre, wenn viele unserer Reitschüler von dem Angebot Gebrauch machen, würde es uns besonders freuen, in den nächsten Monaten auch die Fortschritte einzelner Reitschüler zu sehen - vielleicht auch bei Starts auf unterschiedlichen Schulpferden oder sogar beim Wechsel in die nächsthöhere Prüfungsklasse.
Zur Auswahl stehen momentan Reiterwettbewerbe Schritt-Trab und Schritt-Trab-Galopp sowie Dressuren auf E- und A-Niveau. Bei entsprechendem Interesse kann das aber natürlich auch gern nach und nach noch ausgeweitet werden. Geplant sind die Termine für die Video-Aufnahmen etwa alle zwei Monate, anmelden kann man sich, wie für unser Kursprogramm, ganz einfach online über unsere Internetseite. Aktuell ist die Anmeldung freigeschaltet für den Termin am 28. März - für alle übrigen Termine ist die Anmeldung ab jeweils etwa drei Monate vor dem Termin möglich. Die gesamte Terminübersicht könnt ihr euch aber schon jetzt im Kalender notieren: