Keine Angst, niemand zieht aus. Aber: Kennt ihr noch das gleichnamige Kinderspiel? So fühlten sich die Teilnehmer des Kurses "Stangenarbeit" bei Anette Jung am Sonntag, als immer mehr Stangen und Abfolgen aneinander gereiht wurden. Für die hochkonzentrierten Zwei- und Vierbeiner verging der Kurs wie im Flug - und für manches Schulpferd wäre an dieser Stelle auch die Überschrift "Nur fliegen ist schöner" geeignet.
Insgesamt acht Reitschüler hatten sich für den Lehrgang angemeldet, die acht teilnehmenden Schulpferde wurden in zwei Kleingruppen aufgeteilt. Während die erste Gruppe ihre Pferde putzte und sattelte, kümmerte sich die zweite Gruppe um den Aufbau in der Halle. Dass der Kurs zu einer schweißtreibenden Angelegenheit werden würde, war von Anfang an klar: bei sommerlichen Temperaturen herrschte in der Reithalle am Sonntagmittag ein leicht tropisches Klima. Wie anstrengend es tatsächlich sein würde, unterschätzte der eine oder andere Teilnehmer vielleicht zu Beginn noch.
Für die beiden Gruppen ging die Reit-Einheit nämlich erst mal ganz entspannt los: Nach dem Warmreiten bekamen die Teilnehmer von Kursleiterin Anette Jung eine zusätzliche Viertelstunde Zeit, um ihre Pferde in allen Gangarten abzureiten und zu lockern. Dann rückten die aufgebauten Stangen in den Fokus. Diese hatte Anette so ausgelegt, dass sie ein vielfältig nutzbares Hindernis ergaben, das von jeder Richtung aus eine neue Aufgabe bot. Geübt wurde zunächst einzeln, begonnen wurde mit einer einfachen Abfolge von zwei Hufschlagfiguren inklusive eines Handwechsels.
Und ab diesem Moment ging es los mit dem Kinderspiel "Ich packe meinen Koffer": Die zuerst gestellte Aufgabe wurde verlängert um eine weitere zu reitende Stangenfolge, dann kam noch eine hinzu, dann wieder eine und so verlängerte sich der zu überwindende Stangen-Parcours immer mehr - recht schnell verloren die ersten Zweibeiner ein wenig den Überblick und waren darauf angewiesen, dass die Kursleiterin rechtzeitig auf Richtungswechsel und die nächsten anzureitenden Stangen hinwies. Dabei war nicht nur von den Reitern Konzentration gefordert, sondern auch von den Pferden - und wie sehr diese mitarbeiteten, ließ sich innerhalb einer einzelnen Reit-Einheit ganz deutlich an den (wenn auch unterschiedlichen) Reaktionen erkennen:
Schulpony Jolie zum Beispiel, die zu Beginn im Kamikaze-Modus über die Stangen geschossen war (O-Ton Kursleiterin Anette: "Das ist alles noch im Rahmen!"), wurde im Verlauf der Reit-Einheit immer ruhiger und kooperativer. Oliver dagegen versuchte es zunächst mit der Vermeidungsstrategie: An den Stangen vorbeilaufen oder einfach immer langsamer werden. Nur wenige Minuten später trabte er motiviert und ohne, dass man ihn viel hätte antreiben müssen, über die Stangen-Kombinationen. Der eher flotte Anoki musste sich so sehr auf seine Füße konzentrieren, dass seine Reiterin ihn ungewohnt heftig vorwärts treiben musste, während Cesar als größter in der Runde die Stangen zuerst als unüberwindbares Hindernis betrachtete - um kurz darauf darüber zu schweben, als hätte er nie in seinem Leben etwas anderes getan.
Was für den einen oder anderen Teilnehmer zu Kursbeginn noch absolut unmöglich erschien, klappte zum Schluss der Reitstunde völlig problemlos: In einer geordneten und konzentrierten Abteilung trabten die vier Pferde der jeweiligen Gruppe nacheinander über die Stangenreihen. Mit viel Lob ging es dann für alle in den wohlverdienten Feierabend - der bitter nötig war, denn sowohl Vier- als auch Zweibeiner hatten an der Stangenstunde offensichtlich Spaß, waren aber auch ordentlich müde.
Kursleiterin Anette Jung hatte im vergangenen Herbst schon einmal einen Kurs in unserem Verein angeboten - damals war es eine Sitzschulung im Einzelunterricht. Mit dem Kurs "Stangenarbeit", bei dem in kleinen Gruppen geritten wurde, griff sie nun also ein völlig anderes Thema auf - und erreichte damit auch einige Reitschüler, die bislang noch an keinem Kurs aus unserem Lehrgangsprogramm teilgenommen hatten. Auch die Sitzschulung wird in diesem Jahr aber nicht zu kurz kommen: Den Kurs "Einführung in das Reiten nach der Franklin-Methode", mit dem sie vor einigen Monaten alle Teilnehmer in Begeisterung versetzt hatte, werden wir am 11. Oktober 2020 erneut anbieten.
Viele weitere Fotos vom Kurs gibt es auf unserer Facebook-Seite.
Noch kann man sich dafür zwar nicht anmelden - lange wird die Ausschreibung aber nicht mehr auf sich warten lassen: Die Anmeldung zu unseren Kursen ist immer ab etwa drei Monate vor dem jeweiligen Kurstermin möglich. Wenn ihr an der Sitzschulung teilnehmen möchtet, solltet ihr also ab Mitte Juli einen Blick in unser Kursprogramm werfen.
Nicht nur die Sitzschulung mit Anette Jung erwartet euch in diesem Jahr noch - es gibt noch viele weitere spannende Kurse zu abwechslungsreichen Themen. Am 5. Juli könnt ihr zum Beispiel beim Kurs "Horsemanship" mit Trainerin B Anja Erckel ins Westernreiten hineinschnuppern - in diesem Kurs sind nur noch vier Restplätze frei. Nach den Sommerferien geht es dann unter anderem weiter mit Einzelstunden bei Karen Krause in der "Dressurarbeit mit Leichtigkeit" am 16. August, eine Schnupperkurs "Working Equitation" bei Avital Timur am 30. August sowie einem Falltraining bei Gaby Jonethal am 13. September. Eine Übersicht der für dieses Jahr aktuell geplanten Lehrgangs- und Veranstaltungstermine findet ihr in diesem Artikel als PDF-Download.
Vielen Dank an Anette, die uns diesen Kurs ermöglicht hat - wir freuen uns aufs nächste Mal! Auch wenn der eine oder andere Kursplatz am Ende leider frei geblieben ist, ist es schön, dass wir mit diesem Kurs-Angebot und Thema auch wieder einige neue Teilnehmer für eine Kursteilnahme gewinnen konnten - wir bedanken uns bei Angelina, Anna-Lena, Katrin, Kristin, Melanie, Sarah, Selina und Tabea für ihr Interesse und die Kurs-Teilnahme. Wir hoffen, dass ihr auch künftig an dem einen oder anderen Kurs teilnehmen werdet! Das abschließende Dankeschön geht, wie schon so oft, an unsere großartigen Schulpferde: Danke an Anoki, Cesar, Emil, Jolie, Oliver, Riko, Rueda und Vin für die konzentrierte und motivierte Mitarbeit!