Wie man die Ohren anlegt

Pferde kommunizieren untereinander durch ihre Körpersprache - und damit sie uns verstehen, sollten wir lernen, ihre Sprache zu sprechen. Das geht durch Beobachten und durch praktische Übungen, wie Anfang Juni im zum ersten Mal angebotenen Lehrgang bei Anja Rudolf. In den Einzelstunden zeigte sie den Teilnehmern zum Beispiel, wie man als Ranghöherer die Ohren anlegt, auch wenn wir unsere Ohren nicht bewegen können.

Nicht umsonst werden Pferde auch für Manager-Trainings eingesetzt: Im Umgang mit ihnen lernt man viel über die eigene Körpersprache und Ausstrahlung, wenn man denn bereit ist, sich damit zu beschäftigen. In den zum ersten Mal angebotenen Einzelstunden bei Anja Rudolf waren das fünf Teilnehmerinnen - damit war der Kurs fast ausgebucht, ein letzter verfügbarer Platz blieb frei. Auch wenn Anja nicht zum ersten Mal bei uns auf dem Wiesenhof zu Gast war, war das Angebot eine Premiere: Bislang hatte sie bei ihren Besuchen verschiedenste Arten der Arbeit vom Boden in Halbtages- oder Tageskursen im Angebot. Für den intensiven Einzelunterricht durften die Teilnehmerinnen sich ein Thema wünschen - Bodenarbeit für Anfänger oder Fortgeschrittene, gymnastizierende Bodenarbeit, Zirkuslektionen oder Freiarbeit.

 

Da die meisten der Teilnehmerinnen sich bislang aber noch nicht oder zumindest nicht regelmäßig mit dem Thema Bodenarbeit beschäftigt hatten, ging es erst einmal bei den Basics los: Anja erklärte, zeigte und ließ die Teilnehmerinnen selbst ausprobieren, wie sie beim Vierbeiner mehr "Eindruck machen" können. Mit unserem Schulpony Oliver, der gern mal ein wenig frech ist, hatte sich die erste Teilnehmerin gleich einen vermeintlich schwierigen Kandidaten ausgesucht - der mit der richtigen Körpersprache aber problemlos auf Abstand gehalten werden konnte und nach kurzer Zeit fein auf die Signale reagierte.

 

Dafür war nicht nur bei den Zweibeinern höchste Konzentration gefordert: Trotz vieler Pausen und ausführlicher Erklärungen war Oliver schon weit vor Ende der Stunde sehr müde - dass das Pony trotz so wenig Bewegung ständig gähnte und in der nächsten Pause direkt einschlief, verwunderte die Teilnehmerin dann doch. Auch von den Pferden fordert die ständige Aufmerksamkeit, um schnell (und richtig) auf Signale reagieren zu können, aber ihren Tribut: Sie können sich nicht besonders lange konzentrieren, nach etwa 20 Minuten Kopfarbeit werden sie müde. Es muss also nicht immer Reiten oder Longieren in allen Gangarten sein, um das Pferd auszulasten. 

 

Während Oliver sich über seinen Feierabend freute, ging es mit den nächsten Teilnehmerinnen weiter: Unsere beiden noch recht neuen Schulpferde Niva und Belle waren zum ersten Mal bei einem Bodenarbeitslehrgang dabei und schlugen sich prima - wobei die verschiedenen Charaktere auch hier ganz schnell deutlich wurden. Während Niva geduldig wartete, bis jemand etwas von ihr wollte, war Belle nicht ganz so zurückhaltend: Die Haflingerstute musste etwas deutlicher davon überzeugt werden, Abstand zu halten und ruhig stehen zu bleiben. Für "Nivas Menschen" war die Pferdewahl aber perfekt: Die Teilnehmerin ist kein Mitglied unseres Vereins, besitzt aber ein eigenes Pferd, das sehr schreckhaft und unsicher ist. Einige Situationen, die Zwei- und Vierbeiner bereits gemeinsam erlebt haben, sorgten dafür, dass sich auch der Zweibeiner nicht mehr ganz sicher war - die ruhige und fein reagierende Niva gab da bei den ungewohnten Übungen Sicherheit.

 

Während "Belles Mensch" nicht regelmäßig an Vereinsangeboten teilnimmt und unsere Schulpferde deshalb alle nicht so gut kennt, hatten die nächsten beiden Teilnehmerinnen sich ihre Wunschpferde ausgesucht: Mit Efenia und Smilla waren das aber auch noch mal zwei "Schwergewichte" - und das bei Efenia im wahrsten Sinne des Wortes: Das Kaltblut bringt einige Kilo auf die Waage und rassegerecht nicht allzu viel Temperament und Leichtfüßigkeit. Bei ihr war schon mehr Einsatz nötig, um über die Körpersprache klarzumachen, wer der Chef ist - und selbst dann war Efenia in ihren Reaktionen eher gemütlich unterwegs. Schulpony Smilla dagegen hat bei vielen Vereinsmitgliedern sowieso schon den Ruf, nur schlecht zu reagieren - machte im Lauf der Einzelstunde aber tolle Fortschritte bis hin zur gymnastizierenden Bodenarbeit zum Beispiel mit Seitengängen, da ihre Teilnehmerin schon einige Vorkenntnisse bei der Arbeit am Boden gesammelt hatte.

 

 

Damit hatte Anja es eigentlich geschafft - weil die Einzelstunden aber so interessant waren, hatte ein weiteres Vereinsmitglied kurzfristig angefragt, ob man nicht noch spontan einsteigen und den letzten, noch freien Kursplatz besetzen könne. Für eine komplette Einzelstunde hatte Anja zwar keine Zeit, eine halbe Stunde hängte sie aber spontan noch dran - zusammen mit unserem neuesten Neuzugang Charlie. Der Appaloosa muss nicht nur zunehmen und Muskulatur aufbauen, sondern auch noch viel lernen - er zeigte sich bei den Übungen nämlich als kleines Sensibelchen.

 

Anja wird uns in diesem Jahr im September und Oktober noch für zwei weitere Termine besuchen - bei einem der beiden geplanten Termine bietet sie erneut Einzelstunden an, der zweite Termin widmet sich in Halbtageskursen dem Trendsport "Horse Agility". Beide Termine werden jeweils mit etwa zehn Wochen Vorlauf für Vereinsmitglieder zur Anmeldung ausgeschrieben - Nicht-Mitglieder haben dann erst später die Möglichkeit, sich ebenfalls anzumelden. Das war in Sachen Bodenarbeit aber noch längst nicht alles: Bereits jetzt zur Anmeldung ausgeschrieben ist ein Tageskurs Bodenarbeit mit Trainerin B Anja Erckel am 24. Juli, genauso wie der Kurs "Freiarbeit" mit Karen Krause am 14. August. Schon in wenigen Tagen kann, ebenfalls bei Anja Erckel, in der "Einzelstunde nach Wahl" ebenfalls vom Boden aus gearbeitet werden. Auch andere Trainer besuchen uns in diesem Jahr für viele spannende Lehrgänge und unterschiedliche Themen - Infos zu all diesen und allen weiteren Kursterminen findet ihr schon jetzt oder (für die späteren Termine) in Kürze in unserem Kursprogramm.

 

Wir bedanken uns bei Birgit, Hannah, Hannah, Kerstin, Melanie und Nicole für ihr Interesse und ihre Bereitschaft, sich auch vom Boden aus mit unseren Schulpferden zu beschäftigen und den Schwerpunkt nicht nur auf das Reiten zu legen. Wir hoffen, dass ihr einen schönen und lehrreichen Sonntag bei uns auf dem Wiesenhof hattet und viel Wissen rund um die Kommunikation mit Pferden mitnehmen konntet! Unsere großartigen Schulpferde haben auch diesmal wieder einen großartigen Job gemacht. Danke an Belle, Charlie, Efenia, Niva, Oliver und Smilla! Ein ganz besonderes Dankeschön geht an Anja für den lehrreichen Unterricht - wir können uns kaum vorstellen, wie erledigt man am Ende des Arbeitstages ist, wenn man sich fünfeinhalb Stunden so konzentrieren musste wie manche zwei- und vierbeinigen Teilnehmer es kaum für die Zeit ihrer Einzelstunde geschafft haben!

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