Tag 12: Es gibt Futter

Das ist natürlich nichts Außergewöhnliches - das gibt's schließlich regelmäßig drei Mal pro Tag. Aber nach den Einblicken in den letzten Tagen wollen wir euch auch heute mal ein Gefühl dafür geben, wie teuer die Versorgung unserer Pferde tatsächlich ist. Ein guter Anlassist da die aktuelle Lieferung von Heu und Stroh, die wir gerade bekommen haben. Angeliefert wurden diesmal zwölf große Rundballen Heu sowie zwölf große Rundballen Stroh - und ihr könnt schon einmal schätzen, das was wohl kostet und wie lange wir unsere Pferde damit versorgen können.

 

Zuerst mal ein paar allgemeine Worte dazu: Die Pferde brauchen natürlich nicht nur sehr regelmäßig ihr Futter, sondern auch ein warmes und gemütliches "Zuhause". Obwohl sie viel Zeit auf dem Paddock verbringen, müssen die Boxen immer sauber und gut eingestreut sein. Einige Pferde benötigen aus verschiedenen Gründen eine Einstreu aus Spänen (die natürlich noch einmal extra kostet), aber die meisten unserer Pferde stehen in mit Stroh eingestreuten Boxen. Diese werden täglich gemistet - nicht jeden Tag wird die Box komplett geleert, aber neben den Pferdeäpfeln muss natürlich auch dreckiges und nasses Stroh entfernt und durch frisches Stroh ersetzt werden. In regelmäßigen Abständen wird das gesamte Stroh ausgetauscht.

 

Das muss aber auch sein, denn ein durchschnittliches Pferd produziert täglich (!!!) zwischen acht und zwölf Kilogramm Pferdeäpfel und fünf bis zehn Liter Urin. Und die Box ist ja schließlich nicht nur die Toilette, sondern auch Liegefläche und Wohnzimmer - sie muss also möglichst bequem und trocken sein. Viele Pferde mögen den "Kuschel-Faktor" von Stroh besonders gern und knabbern auch gerne mal daran, auch wenn es eigentlich kein Futtermittel ist. Da es leicht kompostierbar ist, kann es ganz einfach entsorgt werden - und ist im Vergleich zu anderen Arten der Einstreu eher günstig.

 

Heu gibt es für unsere Pferde drei Mal täglich und immer dann, wenn die Koppeln nicht genutzt werden können, auch zusätzlich draußen auf dem Paddock. Das Pferd ist ein Dauerfresser, der Pferdemagen produziert ununterbrochen Magensäure, die nur durch Speichel neutralisiert werden kann. Speichel wiederum fließt ausschließlich beim Kaufen. Ist der Magen eines Pferdes länger als vier Stunden ohne Beschäftigung, greift die Magensäure die Schleimhaut an.

 

Heutzutage gehen deshalb übrigens viele dazu über, Pferden Heu "ad libitum", also nach Belieben des Pferdes, zur Verfügung zu stellen - dabei ist zu viel Heu genauso schädlich wie zu wenig. Wir machen das bei uns nicht, denn die Nährstoffzufuhr aus Heu allein ist oft nicht ausreichend - es wird also zusätzliches Futter benötigt. Trotzdem führt Heu den Pferden eine große Menge Energie zu - was durchaus zu Verfettung führen kann, besonders wenn das Heu eine wirklich gute Qualität hat. Dann reichen auch etwas geringere Mengen absolut aus. Bewährt hat sich eine Menge zwischen 1,5 und 2,0 Kilogramm Heu pro 100 Kilogramm Körpermasse des Pferdes. Ein Pferd, das 600 Kilo wiegt, würde nach dieser Rechnung sechs bis neun Kilogramm Heu erhalten. Je nachdem, welches Futter das Pferd noch erhält und wie viel es gearbeitet wird, kann es durchaus auch 2,5 bis 3,0 Kilogramm Heu pro 100 Kilogramm Gewicht täglich fressen.

 

Die Preise für Heu und Stroh richten sich nach den Ernte-Mengen, wobei Heu deutlich teurer ist. Schon im Jahr 2016 hatten die Preise sehr stark angezogen und spätestens mit dem historisch schlechten Erntejahr 2018 kletterten die Kosten fast ungebremst nach oben. Und auch in diesem Jahr sah es mit den Ernten erst mal schlecht aus - viele Betriebe befürchten, nicht ausreichend Raufutter für den Winter zur Verfügung zu haben bzw. kaufen zu können. Auch für uns bedeutete das zum September 2020 noch einmal eine deutliche Steigerung der Kosten - oft gehört Hessen zu den Gebieten, in denen Heu am teuersten ist. Obwohl wir sehr froh sind, einen zuverlässigen Lieferanten zu haben, der uns Heu und Stroh in meist extrem guter Qualität liefert, lässt natürlich jede Rechnung ein wenig zusammenzucken.

 

Lieferungen wie die, die wir oben schon erwähnt haben - zwölf Rundballen Heu, zwölf Rundballen Stroh - bekommen wir ein- bis (häufiger) zweimal monatlich. Und damit ihr noch mal überprüfen könnt, ob ihr richtig geschätzt habt: Die Rechnung für eine solche Lieferung liegt bei etwa 1.750 Euro. Rechnet man das aufs gesamte Jahr hoch, kommt man auf eine mittlere fünfstellige Summe - ganz ohne die zusätzlichen Späne oder das Futter, das die Pferde über Heu hinaus noch erhalten.

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