Tag 10: Der Schmied war da

Das ist erst mal nichts ungewöhnliches, denn der kommt regelmäßig alle sechs bis acht Wochen, um die Hufe unserer Vereinspferde zu bearbeiten und die Hufeisen zu erneuern. Mitten im "Lockdown Light" tut aber natürlich jede Rechnung besonders weh - und viele Menschen, die kein eigenes Pferd besitzen oder sich noch nicht näher mit der Pferdehaltung beschäftigt haben, haben keine Vorstellung davon, wie viel Pferdehaltung überhaupt kostet. Also dachten wir, dass der Schmiedbesuch bei unseren 17 Vereinspferden doch ein ganz gutes Beispiel ist.

 

Was meint ihr, wie hoch die Kosten dafür wohl sind?

 

Den Besuch des Schmieds kann man auch im "Lockdown Light" nicht einfach ausfallen lassen - schließlich wachsen die Hufe der Pferde, genau wie unsere Fingernägel, ohne Unterbrechung. Durch Bewegung wird der Huf abgerieben - ähnlich wie mit einer Feile, nur eben weniger stark. Das passiert allerdings oft ungleichmäßig und bei "normaler" Pferdehaltung (auf Koppel oder Sandpaddock, in eingestreuten Boxen, mit Reitstunden auf sandigem Boden) nicht in einem Ausmaß, dass der Hufabrieb den Schmied ersetzen könnte. Wird weniger bewegt - zum Beispiel, wenn die Pferde nur auf der Koppel stehen, durch den "Lockdown Light" nur eine Notbewegung möglich ist und die Reitstunden ausfallen - dann kann der Huf noch ungestörter wachsen und der Hufschmied muss eher häufiger vorbeikommen.

 

Werden die Hufe nicht regelmäßig wieder in Form gebracht, können sie sich verformen. Das kann für das Pferd verheerend sein - schließlich läuft es darauf. Das Hufhorn muss jede Menge Gewicht tragen - stellt euch vor, ihr müsstet auf euren Fingernägeln laufen. Tritt das Pferd auf, kann es je nach Gangart zu einer Gewichtsbelastung von bis zu 1.500 kg kommen - auf einen einzelnen, vergleichsweise kleinen Huf. Das erklärt auch, wieso manche Pferde Hufeisen benötigen: Sie schützen den Huf vor zu schneller Abnutzung und vor Verletzungen. Besonders dann, wenn Pferde häufig auf Böden wie zum Beispiel Asphalt unterwegs sind, sind Hufeisen gegen zu starke Abnutzung wichtig.

 

Bei uns entscheidet der Hufschmied, welches Pferd Hufeisen benötigt und welches nicht. Da unsere Pferde recht gleichmäßig eingesetzt werden, hängt das nicht mit der Menge der Reitstunden zusammen, sondern mit der Qualität des Hufhorns. Denn auch bei Pferden gibt es da, wie bei uns Menschen, Unterschiede: Manchen von uns Zweibeinern bricht der Fingernagel schon ab, wenn wir ihn nur schief anschauen, anderen haben überhaupt kein Problem damit. Bei manchen splittern die Nägel richtiggehend, während sie bei anderen kaum mal einreißen. Und so ist das auch bei Pferden - manche haben bessere Hufe, manche schlechtere. Wer schlechtere Hufe hat, benötigt mehr Unterstützung durch Hufeisen.

 

Was jeder von euch dafür tun kann, um die Pferdehufe möglichst gesund zu halten, ist die tägliche Pflege: vor und nach dem Reiten kontrollieren, gründlich auskratzen und auch immer wieder mit Wasser säubern. Nicht, damit der Huf schön sauber glänzt, sondern weil Feuchtigkeit wichtig ist für die Elastizität des Hufhorns. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb man mit Huffett und -öl sparsam sein sollte: es bildet einen feuchtigkeitsundurchlässigen Film und verhindert damit das Eindringen von Feuchtigkeit.

 

Auch wenn das Hufeauskratzen von allen Aufgaben, die zur Pferdepflege gehören, bei unseren Reitschülern die unbeliebteste ist, ist es die wichtigste: Sind die Hufe nicht in Ordnung, kann das Pferd nur mit Schmerzen laufen. Im schlimmsten Fall tut es sogar im Stehen weh.

 

Der regelmäßige Besuch des Hufschmieds ist, Corona hin oder her, also extrem wichtig. Auch wenn er alle sechs bis acht Wochen ein großes Loch in die Vereinskasse reißt. Denn um die Frage von oben zu beantworten: etwa 1.250 Euro bezahlen wir momentan für den regelmäßigen Hufschmied-Besuch bei unseren Vereinspferden.

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