Die Kunst der Kommunikation

Am vergangenen Sonntag wurde wieder gelernt und geübt - diesmal ging es um das interessante Thema "Kommunikation am Boden: Wie versteht mich mein Pferd?". Für diesen Kurs besuchte uns die Pferdeverhaltenstherapeutin Rebekka Vogel Stöckermann von Pferde-Verständlich. Nach einem Start mit theoretischen Inhalten ging es zum Üben und Beobachten ans Pferd, so dass die fünf aktiven und acht passiven Teilnehmer viel mitnehmen konnten.

Der fünfstündige Kurs startete genau zur Mittagszeit - und deswegen hatten wir die Teilnehmer gebeten, eine Kleinigkeit zu einem "Snack-Buffet" für den Nachmittag beizutragen. Zuerst einmal ein riesengroßes Dankeschön an alle, die mitgemacht haben - für ihre Teilnahme und für das großartige Buffet mit verschiedenen Kuchen, belegten Brötchen, Brezeln, Schüsseln voller Rohkost und vielen weiteren leckeren Häppchen! Da war es nicht schwer, schon zu Kursbeginn auf die erste Pause hinzufiebern, um sich auf das Essen zu stürzen - Rebekka Vogel Stöckermann hat es aber schnell geschafft, die Teilnehmer auf andere Gedanken zu bringen.

 

Los ging es im Kurs nämlich mit einem Theorie-Teil rund um die Kommunikation - wie Pferde kommunizieren, mit welchen Sinnen sie wahrnehmen, wie im Gegensatz dazu Menschen kommunizieren und wo es in der Kommunikation zwischen Zwei- und Vierbeiner zu Schwierigkeiten und Missverständnissen kommen kann. Manchmal liegen Mensch und Pferd da ganz weit auseinander - manchmal aber auch dicht beisammen: So hat Rebekka uns noch einmal in Erinnerung gerufen, dass die meisten Pferde nur ungern im Gesicht berührt werden. Irgendwann gewöhnen sie sich daran und lassen es zu, für große Begeisterung sorgen das Streicheln der Stirn oder der Nüstern meist dennoch nicht - auch nicht zur Begrüßung oder wenn das Pferd den Kopf aus der Box oder über den Koppelzaun streckt.

 

Darauf wollen die Kursteilnehmer künftig verstärkt achten - und es wäre schön, wenn sich auch andere Vereinsmitglieder und Besucher danach richten können. Mal ganz abgesehen davon, dass die Pferde in ihren Boxen und auf den Koppeln und Paddocks Freizeit haben und sowieso von den vielen Zweibeinern, die täglich auf dem Wiesenhof ein und aus gehen, in Ruhe gelassen werden sollten - wer tatsächlich an ein Pferd heran muss (zum Beispiel, um es für die Reitstunde vorzubereiten), der sollte mal schauen, ob das Pferd das Kraulen (nicht Klopfen!) des Mähnen-Ansatzes oder des Widerrists nicht vielleicht viel schöner findet. An dieser Stelle übrigens noch mal der Hinweis: Besucher dürfen sich auf unserem Gelände zwar gern umsehen, sollten aber allein aus Versicherungsgründen Abstand von den Pferden halten!

 

Aber zurück zum Kurs: Rebekka beantwortet vor und nach den praktischen Übungen auch noch alle Fragen der Teilnehmer - teilweise zu eigenen Pferden oder ganz konkreten Problemen im Umgang mit dem Pferd, teilweise auch ganz allgemein. Eine Teilnehmerin interessierte sich zum Beispiel dafür, ob sich Schulpferde denn die ganzen Reitschüler merken können. Hier gab Rebekka den Tipp, die Intelligenz der Pferde nicht zu unterschätzen - sie können durchaus unterscheiden, wer da vor ihnen steht, auch wenn die Beziehung natürlich nicht so eng wird wie bei einem Pferd, mit dem jeden Tag ausschließlich die gleiche Person arbeitet.

 

Wer wie gut mit einem Pferd klarkommt, hängt aber noch mit vielen anderen Faktoren zusammen, die ebenfalls besprochen wurden. Ob das Pferd glaubt, selbst Entscheidungen treffen zu müssen, oder ob es sich uns anschließt, hängt zum Beispiel nicht nur mit unserem Auftreten und unserer Körpersprache zusammen, sondern auch mit unserer inneren Einstellung. Wer die ganze Zeit über etwas anderes nachdenkt statt sich voll auf das Pferd zu konzentrieren, im tiefsten Inneren vielleicht doch eher Angst vor dem großen Vierbeiner hat oder enttäuscht oder verärgert ist, weil es für die heutige Reitstunde nicht das Lieblingspferd geworden ist, der vermittelt dem Pferd nicht unbedingt den Eindruck, dass es dem Zweibeiner an seiner Seite vertrauen kann.

 

Viel Interessantes war also in den knappen zwei Stunden im Reiterstübchen Thema - und nachdem sich alle gestärkt hatten, ging es an die praktischen Übungen. Die begannen mit dem Beobachten: Die Vereinsponys Oliver und Vin wurden in der Halle laufen gelassen, um zu schauen, wie diese beiden miteinander kommunizieren. Am Beispiel von Oliver zeigte Rebekka dann auch erst einmal verschiedene Führ-Übungen und die korrekte Körpersprache, damit die Teilnehmer auch alle wussten, worauf sie dann selbst achten müssen. Jeweils zwei der aktiven Teilnehmer waren im Anschluss mit ihren Pferden gemeinsam in der Bahn - und für alle anderen hieß es, die Körpersprache der Menschen und die Reaktion der Pferde genau zu beobachten.

 

Unter Rebekkas Anleitung machten sie jede Menge Führ-Übungen - zuerst direkt neben dem Pferd, später auch auf etwas größere Distanz. Dabei wurde für alle schnell deutlich, wie unterschiedlich die verschiedenen Pferde reagieren - Anna, die mit einem Pony unserer Übungsleiterin Petra teilnahm, musste mit ihrer Körpersprache sehr vorsichtig und zurückhaltend sein, während Finnja sich bei unserem Vereinspony Jolie etwas deutlicher durchsetzen musste. Auch Jasmin mit Rueda, Heike mit Vampire und Ardita mit Riko hatten (im schönsten Sonnenschein auf dem Reitplatz) mit ganz unterschiedlichen Dingen zu kämpfen - und bekamen von Rebekka nicht nur Tipps, sondern auch jeder einen anderen Schwerpunkt bei seinen Übungen.

 

Das macht dann aber natürlich auch den Reiz aus, wenn man - wie bei uns im Verein - die Möglichkeit hat, mit verschiedenen Pferden zu üben und zu lernen: Man lernt unterschiedliche Pferde-Charaktere kennen und stellt sich nicht ganz individuell auf einen Vierbeiner ein. Mit jedem Pferd lernt man etwas Neues und muss die eigene Körpersprache und Hilfengebung anpassen - das mag, wenn man alles gerade erst lernt, manchmal etwas anstrengender sein, weil man sich immer wieder neu einstellen muss. Aber am Ende lernt man so am meisten und kann am flexibelsten auf das Pferd reagieren. Sobald man das im Kopf hat, schließt man sich vielleicht Rebekka an: Sie erklärte, dass die "Charakter-Pferde", die mit ihrem eigenen Kopf den Reitschülern die Arbeit manchmal etwas schwerer machen, die besten Lehrer sind.

 

Zum Abschluss ging es noch einmal zurück ins Reiterstübchen - für einen weiteren, kräftigeren Snack, vor allem aber für eine weitere individuelle Fragerunde, die auch noch einmal ausgiebig genutzt wurde. Gemeinsam war dann auch schnell alles wieder aufgeräumt und es ging nach einem lehrreichen Sonntag in den "Feierabend". Danke an Rebekka für den tollen Kurs!

 

Die nächsten Kurse warten schon...

Der Kurs "Zirkuslektionen mit Pferden" am kommenden Sonntag ist zwar schon ausgebucht, für viele weitere Kurse könnt ihr euch aber noch anmelden. Zum Beispiel könnt ihr ab Ende April in einem Wochenend-Kurs bei uns den "Basispass Pferdekunde" machen, ein Abzeichen rund um den richtigen Umgang mit und wichtiges Wissen über das Pferd. Im Mai gibt's dann zum Beispiel einen Sitzschulungs-Kurs (bei dem noch Plätze für die passive Teilnahme frei sind) und einen Abendkurs zum Thema "Bodenarbeit, Freiarbeit und Zirkuslektionen". Das komplette Kursprogramm für die nächsten Monate könnt ihr hier nachlesen.

Fotos: So lief der Kommunikations-Lehrgang

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