Weihnachtsbrauch #4: Friesland

Nicht nur außerhalb Deutschlands gibt es Weihnachtsbräuche, bei denen ein Pferd eine Rolle spielt – in Nordfriesland ist es ein wichtiger Bestandteil in vielen Dekorationen. Der „Jülbuum“ (oder „Jöölboom“) ist heute auch als „Friesenbaum“ bekannt. Er besteht aus verschiedenen Hölzern, die zu einer Art Baumform verbunden werden – ein Holz senkrecht, mehrere waagrecht. 


Das alles wird dann mit grünen Zweigen umwickelt und mit Nüssen, Äpfeln und Gebäck behängt. Ursprünglich umgab den Jülbuum auch noch ein „Julböög“, ein Weidenbogen. Der Bogen symbolisierte das Sonnenrad, das ein Abbild der Sonne ist und ein Zeichen für den Tag-Nacht-Zyklus. 


Auf Föhr, Amrum & Co. heißt der Jülbuum auch „Kenkenbuum“ (also „Kindchenbaum“ mit Bezug auf das Christkind, auch wenn „Kenken“ in den meisten nordfriesischen Dialekten heute für den Weihnachtsmann steht) und trägt das vom Christkind gebrachte „Kenkentjüch“. Das ist ein besonders gestaltetes Gebäck aus Salzteig, das in verschiedenen Figuren christliche und heidnische Überlieferungen vereinigt. Es zeigt zum Beispiel Adam und Eva unter dem Paradiesbaum, aber auch ein Pferd, einen Bock oder ein Schwein, die für verschiedene Götter stehen.


Das Pferd steht dabei für Wodan, einen germanischen Gott, der gleichgesetzt werden kann mit Odin. Odin ist ein Hauptgott der nordischen Mythologie und fungiert dort als Göttervater, Kriegs- und Totengott, als Gott der Dichtung und Runen und der Magie. Odin wird meistens als Reiter dargestellt. 


Schaut man sich das Wort „Wodan“ genauer an, entstammen diesem Wortgeschlecht im Laufe der sprachlichen Entwicklung Begriffe wie „Wut“. Aber auch der Wochentag Mittwoch bezieht sich – zumindest in anderen Sprachen – auf Wodan. Aus dem „Wodanstag“ wurde im Niederländischen der „Woensdag“, im Englischen der „Wednesday“. Es wird vermutet, dass in der deutschen Sprache die Nennung des höchsten germanischen Gottes vermieden werden sollte und in „Mittwoch“ deswegen kein Bezug auf Wodan erkennbar ist.


Aber zurück zum Kenkenbuum: Seit es Adventskränze gibt, hat es sich durchgesetzt, dass an dem Gestell auch vier Kerzen angebracht werden. Diese Dekoration wird dann ins Fenster oder auf einen Tisch im Wohnzimmer gestellt.

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