Tag 3: Ein Rechenspiel

Jetzt steht es endgültig fest: Das Land Hessen hat beschlossen, dass öffentliche und private Sportanlagen im November geschlossen bleiben müssen. Unsere Vereinsangebote müssen weiterhin ausfallen. Und spätestens jetzt rückt das, was einen Verein eigentlich ausmachen sollte - Hobby, Freizeit, Spaß - in den Hintergrund, verdrängt von einem viel drängenderen Thema: Plötzlich steht Finanzielles im Vordergrund.

 

Unser Vorstandsteam hat bei uns im Verein angefangen, wie es jetzt auch viele andere aktive Vereinsmitglieder tun: als "Pferdemädchen". Wir sind voltigiert, haben Reitstunden genommen, hatten unsere Favoriten unter den Schulpferden, haben unsere Freizeit mit viel Spaß im Stall verbracht. Um all das auch anderen zu ermöglichen, haben wir uns irgendwann entschieden, Verantwortung zu übernehmen - nicht nur für die Pferde, sondern für den gesamten Verein. Mit allen Aufgaben und Entscheidungen, die daran hängen. 

 

Es gibt jede Menge Papierkram, viele auch unangenehme Aufgaben und praktisch nichts davon hat direkt mit Pferden zu tun. Zu dem, was uns früher so viel Freude bereitet hat - die Versorgung der Pferde, das Reiten - kommen wir praktisch nicht mehr. Wir machen es dennoch gern und mit Herzblut, weil wir mitbekommen, wie viel Freude "unser" Hobby auch anderen bringt, welche positiven Auswirkungen es - nicht nur im therapeutischen Reiten - auf die Gesundheit hat und weil wir nie ein solches Hobby hätten kennen und lieben lernen können, wären nicht andere gewesen, die sich dafür so eingesetzt haben wie wir jetzt.

 

Jetzt, mit dem erneuten "Lockdown Light", ist das Hobby, das sonst so vielen Freude bringt, plötzlich aber nur noch ein Rechenspiel.

 

Wie lange können wir uns den "Lockdown" leisten? Wie finanzieren wir die nächste Futterlieferung, den nächsten LKW voller Heu und Stroh? Was machen wir, wenn ein Pferd ernsthaft krank wird und eine teure tierärztliche Behandlung benötigt? Was passiert, wenn der Lockdown nicht Ende November endet, sondern wir noch mehr Zeit ohne Einnahmen überbrücken müssen?

 

Falls es euch nervt, dass ihr diese Fragen in dieser oder ähnlicher Form in den letzten Tagen schon mehrfach gelesen habt: Wir hätten auch lieber andere. Aber das sind die Fragen, die uns täglich beschäftigen. Als wir im Vorstand die Verantwortung für den Verein übernommen haben, war uns klar, dass wir damit weiter von den Pferden wegrücken und andere Aufgaben im Vordergrund stehen. Das, was jetzt gerade los ist, hätten wir uns so allerdings nie vorstellen können - es liegt durch die Verordnung des Lande Hessen nicht mehr in unserer Hand, das Überleben unseres Vereins sicherstellen zu können. Es ist völlig egal, was wir tun und entscheiden: Wir mussten schließen und wir haben keine Chance, über unsere Angebote Einnahmen zu erzielen und die Kosten decken zu können.

 

Deshalb sind die wichtigsten Fragen, die wir momentan stellen können und müssen. Die einzigen, die wir gerade stellen können. Und es sind Fragen, auf die wir allein keine Antwort geben können, solange niemand von uns spontan im Lotto gewinnt. Es sind Fragen, die wir nur mit euch gemeinsam lösen können - mit eurer Unterstützung zum Beispiel in Form von Spenden. Denn nur wenn es darauf Antworten gibt, kann alles andere klappen - kann es nach dem Lockdown weitergehen mit euren Reitstunden und Voltigier-Trainings. 

 

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