Tag 2: Zwischen den Stühlen

Die Hinweise verdichten sich: Es sieht so aus, als müssten in Hessen alle öffentlichen und privaten Sportanlagen schließen. Das bedeutet, dass unsere letzte Hoffnung schwindet, wenigstens noch einen Teil unserer Angebote durchführen zu können, um damit die Versorgung der Pferde zumindest teilweise zu finanzieren und natürlich auch die nötige Bewegung der Tiere zu gewährleisten.

 

Die Anstieg der Corona-Infektionen ist im Vergleich zu den letzten Wochen und Monaten erschreckend. Wir verstehen, dass Maßnahmen nötig sind, um das wieder einzudämmen. Wir verstehen auch, dass diese strenger sein müssen als die Maßnahmen der letzten Zeit - schließlich haben diese offensichtlich noch nicht für eine Eindämmung des Virus gesorgt. Dennoch hängt es von jedem einzelnen ab, ob und wie gut er sich an die Regeln hält - diejenigen, die sich nicht daran halten, sind jetzt Schuld daran, dass wir uns unsere Vereinspferde nicht mehr leisten können.

 

Die sind nämlich kein Sportgerät. Wir können sie nicht für vier Wochen ins Regal stellen. Sie müssen mehrmals täglich gefüttert, versorgt und bewegt werden. Der Hufschmied muss regelmäßig vorbeikommen, egal ob die Pferde in Reitstunden eingesetzt werden oder nicht. Sie können krank werden oder sich verletzen - beim Toben auf der Koppel ist das Verletzungsrisiko sogar viel höher als in einer Reitstunde - und auch der Tierarzt kostet Geld. Was passiert, wenn wir dies ohne Einnahmen nicht mehr finanzieren können?

 

Mal ganz abgesehen davon, was es für uns, für langjährige Vereinsmitglieder, für die Kinder und Therapie-Patienten bedeuten würde, müssten die Pferde verkauft werden: Wer kauft 17 Pferde in einer so angespannten Situation wie jetzt? Bleibt uns am Ende als letzte Möglichkeit eventuell nur übrig, die Pferde zum Schlachter zu bringen? Wo andere um das fehlende Training am Nachmittag trauern oder über ein ausgefallenes Turnier jammern, haben wir aus ganz anderen Gründen schlaflose Nächte.

 

Wir halten uns an alle Regeln - das haben wir schon in den letzten Monaten so gemacht und wenn jetzt verfügt wird, dass wir den Vereinsbetrieb einstellen müssen, dann machen wir das auch. Schon seit dem gestrigen Montag findet keines unserer Vereinsangebote mehr statt - obwohl oder auch weil es noch keine endgültige Regelung gibt. Aber trotz allem Verständnis für die Notwendigkeit zur Einschränkung der Corona-Pandemie machen wir das nicht mit gutem Gewissen gegenüber unseren Vereinsmitgliedern und gegenüber unseren Vereinspferden, für die wir die Verantwortung tragen und die sich darauf verlassen müssen, dass wir sie versorgen können. Auch finanziell.

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