Muskelaufbau und Beziehungsarbeit

Kursleiterin Karen Krause kennen die meisten von den Dressur- und Springlehrgängen der letzten Monate - das Thema, das sie diesmal mitgebracht hatte, war allerdings ein Rätsel: Im Kurs Mitte November ging es um die Freiarbeit. Obwohl niemand wusste, was ihn erwartet, und die Vermutungen bis hin zum Lernen von Zirkus-Kunststückchen reichten, hatten sich mehr Interessenten angemeldet als eigentlich Kursplätze zur Verfügung standen.

Selten waren Kurs-Teilnehmer wohl so neugierig, was sie wohl erwarten würde, wie beim Kurs Freiarbeit. Trotz dieser Unsicherheit war der Kurs, den wir zum ersten Mal ins Lehrgangsprogramm aufgenommen hatten, direkt einer der beliebtesten: Ausgeschrieben war er ursprünglich für sechs Teilnehmer, alle Plätze waren nur wenige Stunden nach Anmeldebeginn weg und dann gingen die ersten Nachfragen ein, ob denn wirklich schon ausgebucht sei - einige weitere Vereinsmitglieder hätten gern noch mitgemacht. Nach Rücksprache mit Kursleiterin Karen Krause wurde also aufgestockt: Aus sechs Plätzen wurden neun und auch die waren noch am gleichen Tag weg. 

 

Mit dabei waren am Kurstag aufgrund eines kurzfristigen krankheitsbedingten Ausfalls dann acht Vereinsmitglieder - und einige unserer Schulpferde sowie ein Privatpferd. Der Tageskurs begann aber erst einmal mit Aufbauarbeiten: Aus Sprungständern und -stangen und jeder Menge Weidezaunband entstand in unserer Halle ein provisorischer Roundpen - und ein Zuschauerbereich mit Stühlen für die acht Teilnehmer, die coronakonform mit jeder Menge Abstand aufgestellt wurden. Im Tageskurs ging es nämlich nicht nur darum, selbst mit dem Pferd zu arbeiten, sondern vor allem darum, durch das Beobachten - und die begleitenden Erklärungen von Karen - jede Menge über das Pferd, sein Verhalten, die Zusammenarbeit mit dem Menschen und das gemeinsame Muskel- und Beziehungstraining zu lernen.

 

Zwar konnten die Teilnehmer nicht durchgängig zuhören, da sie zwischendurch natürlich auch immer wieder ihre Pferde gründlich auf- und abwärmen mussten, trotzdem bot der Kurstag ausreichend Zeit, um vieles mitzunehmen. Direkt zu Beginn zeigte Karen dann bei einer Demonstration mit unserem Schulpony Smilla, worum es bei den Anfängen der Freiarbeit geht: Allein mit ihrer Körpersprache schickte sie Smilla durch den Roundpen - mit häufigen Richtungswechseln und wechselnden Gangarten. Das Ziel: Eine bessere Kommunikation mit dem Pferd in einer Sprache, die für das Pferd verständlich ist - und die Arbeit daran, vom Pferd als Herdenchef ernst genommen zu werden.

 

Danach waren in kurzen, aber anstrengenden Einheiten die Teilnehmer zum ersten Mal an der Reihe. Mit Hilfestellung von Karen gelang es vielen, direkt das gewünschte Ziel zu erreichen: Dass der Vierbeiner in der Arbeitspause, bei der man als Zweibeiner erst einmal einfach abwartet, Kontakt mit dem Menschen aufnimmt, also von sich aus auf ihn zugeht. Das war für viele Teilnehmer besonders deshalb beeindruckend, weil sie eben nicht mit eigenen Pferden den Kurs besuchten, mit denen sie täglich arbeiten und die sie kennen - sondern mit Schulpferden, die immer wieder wechselnde Reiter sehen. Für einige der Teilnehmer war es sogar das erste Mal, das sie mit dem ihnen von Karen zugeteilten Schulpferd in Kontakt kamen.

 

Begleitet wurden die Übungen durch jede Menge weitere Theorie von Karen - die auch erläuterte, wieso die Freiarbeit nicht nur für eine bessere Beziehung mit dem Vierbeiner sorgt, sondern auch ein optimales Muskelaufbau- und Konditionstraining sein kann. Auch mit ihrer eigenen jungen Stute arbeitet Karen nach der Methode des bekannten Pferdetrainers Timo Ameruoso, mit dem sie auch regelmäßig zusammenarbeitet. Auf dem Weg zu einem erfolgreichen Springreiter hatte er einen Motorradunfall und sitzt seitdem im Rollstuhl. Die Arbeit mit den Pferden aufgeben wollte er nicht - für das Training musste er aber komplett umdenken. Daraus wurde eine artgerechte und effiziente Trainingsmethode ohne Gewalt und Zwang - und eben rein vom Boden aus, basierend auf der Herdendynamik und Gehirnmechanik des Pferdes.

 

Kurz vor der Mittagspause zeigte Karen noch einmal mit unserem Schulpferd Canella, die wir eigentlich für die neunte Teilnehmerin eingeplant hatten, wie man die Freiarbeit in verschiedenen Formen als Konditions- und Muskelaufbautraining gestalten kann. Auch wenn sich Zwei- und Vierbeiner die Mittagspause wohlverdient hatten, ging es schon bald weiter - und nun darum, das von Karen gezeigte auch selbst umzusetzen: Alle Teilnehmer waren ein zweites Mal an der Reihe. Schon in dieser zweiten Übungseinheit konnte man bei allen tolle Verbesserungen erkennen - die Körpersprache der Zweibeiner war viel klarer und die Vierbeiner reagierten darauf auch deutlich besser. Vieles, was am Vormittags noch nicht so gut geklappt hatte, war am Nachmittag dann schon kein Problem mehr.

 

Viele weitere Fotos vom Kurs gibt es auf unserer Facebook-Seite.

 

Ganz besonders freut uns, dass bei diesem Kurs auch Vereinspferde mitmachen konnten, die sich momentan noch in Ausbildung zum Schulpferd befinden und auf deren Rücken bislang noch keine Reitschüler sitzen - schließlich ging es nicht ums Reiten und so hatten die Teilnehmer, darunter auch einige Übungsleiter, sogar schon einmal die Chance, die neuen Pferde besser kennenzulernen. Neben Cattinca, Cesar, Efenia, Leira und Riko waren zum ersten Mal auch die beiden Haflinger Miss Daisy und Nemo mit von der Partie - komplettiert wurde die Runde durch Privatpferd Dalia und die "Vorzeigepferde" von Karen: Außer Smilla und Canella kam auf Wunsch der Teilnehmer zum Kurs-Abschluss nämlich auch noch Jolie ins Spiel. Ein ganz großes Dankeschön an unsere tollen Vierbeiner, die auch dieses "Experiment" großartig mitgemacht und sich innerhalb kürzester Zeit weiterentwickelt haben und die ganz offensichtlich auch Spaß an der Freiarbeit gefunden haben! 

 

Obwohl die aktiven Trainingseinheiten nur kurz waren, waren sie anspruchsvoll und auch für die Zweibeiner teils auch körperlich, vor allem aber anstrengend für den Kopf - auch diesmal waren Zwei- und Vierbeiner am Ende des Kurstags müde, aber glücklich. Es freut uns sehr, dass sich für dieses neue Kursthema so viele Vereinsmitglieder begeistern konnten - obwohl offensichtlich niemand vorher eine Ahnung hatte, was ihn im Kurs wohl erwarten würde. Danke fürs Ausprobieren und Mitmachen an Aline, Angelika, Hannah, Kristin, Julia, Marnie, Melanie und Vivien! Ganz besonders bedanken möchten wir uns auch diesmal wieder bei Kursleiterin Karen für den spannenden und lehrreichen Kurs, die großartige Vorbereitung und das viele Wissen, das die Teilnehmer am Ende des Kurstags mit nach Hause nehmen konnten - wir freuen uns aufs nächste Mal!

 

Das Thema Freiarbeit möchten wir auch im nächsten Jahr wieder als Tageskurs aufgreifen - für diesen und viele weitere Kurse befinden wir uns gerade mitten in der Planung, erste Termine sollen kurzfristig in unserem Kursprogramm erscheinen. Im Dezember stehen nun noch zwei letzte Kurse für dieses Jahr an: Karen wird uns am 12. Dezember noch einmal für die beliebte "Dressurarbeit mit Leichtigkeit" besuchen, bei der aufgrund einer Absage kurzfristig ein letzter Platz frei geworden ist. Den Jahresabschluss macht dann Trainerin B Anja Erckel mit einem Bodenarbeitskurs am 19. Dezember, in dem ebenfalls noch ein letzter Platz frei ist. Wer möchte, hat außerdem am 26. Dezember noch einmal die Möglichkeit, das Gelernte im Turnier-Training zu zeigen. Wir freuen uns auf euch!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0